Projektpartner Kinderstation des Armenkrankenhauses Hospital Barrio Obrero
Zur Vorgeschichte:
Als junge Lehrer Anfang der 70er Jahre an der Goetheschule in Asunción im Einsatz, erlebten wir die Stroessnerdiktatur eher als Zaungäste. Selber weitgehend ungefährdet, waren wir entsetzte Zeitzeugen der brutalen Unterdrückung durch das System. Aber auch das Elend großer Teile der Bevölkerung wirkte auf uns wie ein Schock, zumal die Berichterstattung über die „Dritte Welt“ zu jener Zeit noch sehr dürftig war, im Falle Paraguay fast gegen Null tendierte. Diese Erfahrung (und damit verbunden das schlechte Gewissen angesichts unserer recht privilegierten Lage) ließ uns nach einem eigenen Engagement Ausschau halten.
Wir gründeten einen Helferkreis und stürzten uns - ebenso eifrig wie unerfahren - auf die Kinderstation des Hospitals Barrio Obrero, auf der unsägliche Bedingungen herrschten. Wir halfen aus mit Reparaturen, Blutspenden, medizinischer Ausstattung, Medikamenten (die wir lustvoll aus Argentinien schmuggelten) und dem ersten Brutkasten der Station. Dass wir wegen dieses Engagements unter Kommunismusverdacht gerieten, fanden wir eher heiter. Dieses Etikett - ebenso unbedarft wie kriminalisierend gegen alles und jeden gerichtet, der irgendwie der Regimekritik verdächtig erschien (und sei es durch soziales Handeln) - wurde einem in jener Zeit leicht angehängt. Darunter gelitten haben mutige Paraguayer im Widerstand - wir hatten eine Art Narrenfreiheit.
Vom Zeitpunkt unserer Rückkehr nach Deutschland 1977 bis ins Jahr 1991 blieb der Kontakt zu „unserer Kinderstation vom Barrio Obrero“ erhalten, auch durch gelegentliche private Spendenaktionen.
Von der Gründung der PPI 1992 bis heute besteht eine enge Partnerschaft, die auch regelmäßige Medikamentensendungen über das Medikamentenhilfswerk MEDEOR einschließt (insgesamt für ca. 30.000 Euro). Wir verfolgen den Einsatz der Medikamente und des medizinischen Gerätes und machen regelmäßige Besuche. So sind wir sicher, dass die Medikamente den schwer kranken und mittellosen Patienten aus dem Elendsgebiet am Rio Paraguay in der Nähe des Hospitals zugute kommen.
Wir sind uns bewusst, dass von allen unseren Projekten dieses am wenigsten das Prädikat „entwicklungspolitisch“ oder gar „nachhaltig“ verdient, handelt es sich doch um eine Art „laufenden Unterhalt“. Außerdem wird besonders deutlich, dass wir hier - in unserem bescheidenen Rahmen - einen Mangel ausgleichen , der durch eine asoziale staatliche Gesundheitspolitik erzeugt wird.
Es ist aber nicht nur die alte Verbundenheit und „Treue“, die uns dennoch an diesen Hilfeleistungen festhalten lässt, sondern die unzählige Male erlebten Fälle schwer kranker Kinder, für die Medikamente aus dem Hause MEDEOR oft die buchstäblich letzte Rettung waren.
Nach der Wahl des „Armenbischofs“ Fernando Lugo zum neuen Präsidenten Paraguays und einer sich abzeichnenden Verbesserung im Gesundheitswesen des Landes werden wir genau beobachten, wie sich die staatliche Versorgung unseres Hospitals und seiner Kinderstation entwickeln wird.
Am liebsten wäre es uns (und dem tüchtigen, schlecht bezahlten Personal der Kinderstation), wenn hoffentlich in naher Zukunft unsere Medikamentenlieferungen überflüssig würden. So lange helfen wir.